2017 Rigi-Bahn in Goldau

Realisierungsphase: 2013 - 2017
Leistungsphase: 1-5 

Die Innerschweiz ist reich an historischen Bergbahnanlagen und dazugehörigen Bauwerken. Ein besonderes Juwel ist der Hochperron in Goldau, die Talstation der Rigibahnen, die 1897 quer über die Bahngleise der Gotthard-Strecke gebaut wurde und für eine optimale Anbindung der Rigibahnen an das Netz der SBB sorgt. Der Hochperron war seinerzeit Neuland in der internationalen Bahngeschichte. Im Jahre 2006 unter Denkmalschutz gestellt, gilt er heute als Industrie-Denkmal von nationaler Bedeutung. In der Schweiz ist dies bis heute der einzige derartige Kopfbahnhof über den Gleisen einer wichtigen Transitstrecke.

Ein wichtiger Fixpunkt der Erneuerungsarbeiten stellte die Herausforderung dar, den Hochperron um 72 cm anzuheben, da sich in den Jahrzehnten seines Bestehens das Lichtraumprofil der Gotthardlokomotiven auf 4 Meter erhöht hatte und der Hochperron in jüngster Zeit die engste Stelle auf der gesamten Strecke zwischen Hamburg und Neapel darstellte. Die Brückenkonstruktion in historischer Niet-Technik musste folglich unter Vollbetrieb der Gotthardstrecke angehoben und nach Abschluss der Arbeiten an den Widerlagern wieder teilweise abgesenkt werden. Alleine diese Arbeiten stellen eine technische Meisterleistung dar: Die zielgenaue Anhebung und Absenkung mussten unter höchsten Sicherheitsmassnahmen durchgeführt werden, hätte ein Unterbruch der Gotthardlinie doch unverantwortlich hohe Folgekosten generiert.

Durch die Anhebung des Hochperrons, stimmten die Proportionen und die Anschlüsse an das angrenzende, historische Turmbauwerk nicht mehr. Es galt das Gesamtbauwerk in seiner historischen Erscheinung wieder herzustellen, gepaart mit modernen und eigenständigen Elementen, die die Schnittstelle zwischen Alt und Neu aufzeigen und ein markantes Ensemble entstehen lassen, nicht zuletzt durch Anlehnung an die überlieferte Farbigkeit und der Einführung von ornamenthaften Zitaten aus den historischen Bauplänen des Turms.

Eine weitere grosse Herausforderung stellten die sorfgfältigen Renovationsarbeiten der Stahlkonstruktionen, des Dachaufbaus und der Fensteranlagen an der Brücke dar, wurden diese Elemente doch in speziellen Techniken erstellt, die heute nicht mehr gebräuchlich sind. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurden konstruktive Lösungen erarbeitet, die dem Bauwerk angemessen sind. Ein spezielles Augenmerk wurde auch auf den Innenausbau des Hochperrons gelegt, dient dieser doch heute nicht mehr der Einfahrt der Züge, sondern als Schalterraum, Infostand und Warteraum für die Passagiere. Hier konnte ein zeitgenössischer Einbau realisiert werden, die gestalterisch und funktional mit dem historischen Bestand in einen gelungenen Dialog treten. Auch den Oberflächen, ob in Metall oder spezieller Putztechnik ausgeführt, wurde insbesondere mit Blick auf haptische Qualitäten viel planerische Sorgfalt beigemessen.  

Nach einer intensiven dreieinhalb jährigen Planungs- und Ausführungszeit gelang es, ein Baujuwel von nationaler Bedeutung, angereichert mit zeitgenössischen Elementen, der Nachwelt zu erhalten.



Bauherrschaft: RIGI BAHNEN AG
Planung + Ausführung: Cadosch & Zimmermann GmbH Architekten ETH/SIA

 

© Fotografie: Jürg Zimmermann